Don Diegos Gallo Pinto


Zutaten:

300 g Bohnen, gekochte schwarze in der eigenen Brühe
500 g Reis, gekochter vom Vortag (Arroz blanco)
2 EL Öl, (Sonnenblumenöl)
1 Zwiebel(n), feingehackt
1 Knoblauchzehe(n), durchgepresst oder fein gehackt
2 EL Stangensellerie, feingehackt (wahlweise)
1/2 Paprikaschote(n), rot oder grün, gewürfelt (wahlweise)
1 EL Koriandergrün, fein gehackt (wahlweise)
1 EL Worcestershiresauce (vorzugsweise "Salsa Lizano" aus Costa Rica)
 n. B. Sauce, Salsa Picante/Hot Pepper (wahlweise)
 n. B. Sauerrahm, costarrikanischer Natilla
 n. B. Tortilla(s) de Maiz (Maistortillas) oder Baguette
 n. B. Banane(n), Plátanos maduros fritos (gebratene, reife Kochbananen)
 n. B. Ei(er), (Spiegel- oder Rühreier)
 n. B. Käse, Queso ahumado frito (gebratener, geräucherter), ersatzweise gebratenen Halloumi
 n. B. Steak(s) oder Kotelett, natur gebraten

Zubereitung:

Nicaragua und Costa Rica reklamieren das Gallo Pinto als Nationalgericht und behaupten, dass jeweils der andere es nicht richtig zuzubereiten weiß. Nicaraguaner verwenden nämlich rote Bohnen, während die Ticos schwarze Bohnen bevorzugen. Dabei findet man dieses Gericht auch in den übrigen Ländern des zentralamerikanischen Isthmus. Nur heißt es in Honduras und El Salvador "Casamento" (Heirat). An der Atlantikküste, von Belize bis Panama, wohin die Schwarzen aus der Karibik geflüchtet waren, bekommt es einen englischen Namen verpasst, "Rice and Beans", wobei - ein kleiner Unterschied muss sein - der Reis vorher in Kokosmilch gekocht wurde. In der spanisch sprechenden Karibik, vor allem in Cuba, ist die aufgebratene Reis-und-Bohnen-Mischung unter dem Namen "Moros y Cristianos" (Mauren und Christen) bekannt und ebenso beliebt wie in Zentralamerika. Diesen Namen trägt es auch in Spanien. Vor diesem Hintergrund ist es vermutlich schwierig, das Gericht eindeutig zuzuordnen. Ein arabisch-afrikanischer Einfluss ist aber nicht ganz unwahrscheinlich.

Am Vortag vorzubereiten:
Gallo Pinto wird mit gekochtem Reis vom Vortag und gekochten schwarzen Bohnen im eigenen Saft zubereitet. Beides ist in einem zentralamerikanischen Haushalt zu jeder Zeit vorrätig, weil es einfach immer gebraucht wird. Nehmen wir dies als einen weiteren Hinweis dafür, wie ungerecht es in der Welt zugeht. Was beim Tico einfach da ist, das muss der Deutsche erst planen. Wer gerne nach Originalrezepten kocht, der findet das Rezept für den zentralamerikanischen Leib-und-Magen-Reis unter "Don Diegos Arroz blanco" und die Bohnen unter "Don Diegos Frijoles negros cozidos". Das war gestern.

In der Frühe, wenn der "Gallo" (Hahn) erwacht:
Heute erhitzen wir Öl in der Pfanne, dünsten zuerst Zwiebel und Knoblauch, dann Stangensellerie, Paprikawürfel und Koriandergrün an und geben anschließend die Bohnen im eigenen Saft in die Pfanne. Eine gute Gelegenheit die Bohnen mit Worcestershiresauce nachzuwürzen, vorzugsweise Salsa Lizano, dem Original aus Costa Rica, das dem Gallo Pinto seinen unverwechselbaren Geschmack verleiht, ersatzweise aber auch Lea & Perrins oder eine andere "Salsa Inglesa", dem spanischen Sammelbegriff für diese Würzsauce. Wir lassen die Bohnensauce etwas eindicken bevor wir den Reis unterrühren. Wenn sich Bohnen, Gemüse und Reis gut vermischt haben und der Reis von der Bohnenbrühe nachgedunkelt ist, braucht nur noch einmal mit Salz, Pfeffer und - einem winzigen Tröpfchen??? - Salsa Lizano abgeschmeckt.

Noch ein Wort zum "Muss" und "Kann". Öl, Zwiebel, Bohnen und Reis, sowie die unverzichtbare Salsa Lizano (nach Meinung der Costarikaner!) machen ein komplettes Gallo Pinto. Alles andere ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und ob der Haushalt gerade komplett bestückt war. Ich ziehe die angereicherte Version vor, wenn ich sie mir selber machen darf.

Streit entsteht unter Puristen auch über die "Wie"-Frage. Soll das Gallo Pinto eher trocken und leicht "angetoastet" sein oder eher feucht? Die einen mögen es so, die anderen so, viele mögen beides. Richtig ist es aber nur, wie es ihnen am besten schmeckt.

Die erweiterte "Muss- und Kann-Frage" bezieht sich auf die Beilagen. Das Gängige sind Maduros Fritos und Spiegel- bzw. Rühreier. Eine Scheibe geräucherten Bratkäse, der so schön zwischen den Zähnen quietscht, steigert den Zufriedenheitslevel bereits ungemein. Ein ofenfrisches Baguette zum Gallo Pinto ist längst gesellschaftsfähig geworden, lässt es sich doch so schön in den Sauerrahm tunken. Aber nichts geht über eine frische Tortilla Casera, die direkt aus dem Comal, der eisernen Pfanne kommt und in Tuch eingeschlagen, in einem kleinen Bastkörbchen serviert wird. Es ist angerichtet.

Nun, wo das Gallo Pinto serviert ist, begleitet von den bevorzugten Beilagen, ist es Zeit das Tischgespräch zu eröffnen und an den uruguayischen Präsidenten Sanguinetti zu erinnern, der einmal in einer Rede die Friedfertigkeit des costarikanischen Volkes mit den Worten ehrte: "Esté donde esté dondequiera que haya un costarricense hay paz”, was übersetzt in etwa heißt "Wo auch immer man hinkommt, wo es einen Costarikaner gibt, dort herrscht Frieden." Als der Hersteller der Salsa Lizano den Satz auf einem riesigen Werbeplakat am Weg zum Flughafen - ebenso zutreffend - abwandelte in "Esté donde esté dondequiera que haya un costarricense hay Salsa Lizano" (Wo immer man hingerät, wo es einen Costarikaner gibt, dort findet man auch Salsa Lizano), da saß der national-ehrpusselige Teil des costarikanischen Volkes auf dem Sofa und nahm übel. Der andere Teil lachte oder schmunzelte vergnügt... und verdaute andächtig.

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